Mittwoch, 9. Mai 2007

...die Uni, c'est parti!


Liebe Leute,

"ca y est": Wir haben soeben unsere letzte Klausur abgegeben. Ob's für uns gereicht hat...wir wissen es nicht. Das Bauchgefühl sagt: nein. Doch der Glaube an die Gutmütigkeit unseres Profs schenkt uns Hoffnung. Kleine Anekdote am Rande: Der Prof teilt die Fragen aus, alle lesen: "Qu'est-ce que le Code Hays et à quelle époque a-t-il été en vigueur?" Code Hays. Marie bringt es auf den Punkt: "DAS KENNE ICH NICHT!" Verzweiflung pur. Fest steht: Wir haben in dem Kurs NIE über den Code Hays gesprochen, was immer das auch sein mag! Drei Kreuze, denn wir sind nicht die Einzigen (weil doofe Ausländer), die auf diese Frage nicht antworten können. Verzweiflung also auch auf Seiten der Franzosen. Der Prof, ganz lässig: "Aber darüber hab' ich doch mit Ihnen gesprochen!" Ähm, nein. "Mais oui." Non, Monsieur. "Ah bon, dann muss ich wohl improvisieren." Schnell den Stift gezückt und ne neue Frage an die Tafel geschrieben. Halten wir fest: Sowas ist wohl auch nur in Frankreich möglich! Immerhin können wir jetzt drüber lachen...vor drei Stunden war das noch anders. Puh. Immer schön ein-und ausatmen. Das hilft! :)

Was wir aber eigentlich sagen wollten: Die Lernerei ist damit nun erstmal offiziell beendet, wir hauen ab, machen Ferien, lassen uns die Sonne auf den Bauch scheinen. In Cannes. Oder Saint Tropez. Oder Monaco. Oder Italien. Wir werden es euch wissen lassen! :)

Bevor wir aber über alle Berge sind, nutzen wir die Gelegenheit, und berichten mal etwas ausführlicher über die Uni, unsere Kurse und....das Studieren mit Franzosen. Eine ganz spezielle Angelegenheit. Aber von vorne...

...den ersten Kurs, den wir belegt haben war "Histoire de la presse et des médias"
Wir sagen nur: Herzklopfen! Die erste Vorlesung auf Französisch...und dann gleich ganze drei Stunden (zur Info: jede Vorlesung dauert hier drei Stunden, also: immer schön viel Kaffee intus haben!) Nach der ersten Vorlesung waren wir hin und weg: Alles verstanden, netter Prof, alles gut. Punkt. Das Leben kann so einfach sein. Dachten wir. Bis es hieß: Sie müssen Gruppenreferate halten! Bon. Über die Zukunft der Medien und den investigativen Journalismus. Bon. Wird erledigt. Irgendwie. Aber am Ende stellte sich raus: War alles halb so schlimm. Die Franzosen haben geackert, wir haben debil gegrinst und genickt. Immer schön genickt. Unser Satz: "Je suis d'accord!" Der letzte Kraftakt dann heute: eine zweistündige Klausur! Und das alles für sage und schreibe 4,5 credits. Nee, darüber darf man echt nicht nachdenken.

Ensuite, "Grand problème de droit des médias"
Ein herrlich trockener Medienrecht-Kurs, jeden Montag morgen von 9 bis 12! Nee, kein guter Start in die Woche...drei Stunden mit einem akkorat-verschrobenem Prof, der sämtliche Lektionen in "petit a" und "grand B" oder doch "petit 1" und "grand C" unterteilt hat (KEINE AHNUNG, sein Prinzip ist irgendwie nie aufgegangen). Auch haben wir bis heute nicht verstanden, über welches "grand problème" er eigentlich mit uns sprechen wollte...mais bon. Dafür wissen wir jetzt, dass der Zirkus NIE nach Aix kommt, weil die Steuern VIEL zu hoch sind (schön, dass er bis vor einer Woche direkt neben dem Wohnheim der Marie seine Zelte aufgeschlagen hat). Aber wir haben trotzdem was gelernt...über das französische Autorenrecht, das Pressestrafrecht und das Distributionsnetz der französischen Presse.
Aber am schönsten war diese dezente Bemerkung: "Imaginez, en Allemagne, les maisons du sex sont autorisées!" (Stellen Sie sich mal vor, in Deutschland sind Liebeshäuser legal!) Ja, danke dann. Wir knallrot, Blick auf den Boden...und sämtliche Franzosen, die uns anstarren. "Wie kann er sowas nur sagen?"

Über unser zweitägiges Blockseminar zum Politikjournalismus haben wir ja schon berichtet, also machen wir an dieser Stelle weiter mit "Communication de crise"
Wir hatten die naive Vorstellung: Es geht um Journalismus in Krieg-und Krisenzeiten. Falsch gedacht. "Communication" heißt hier nämlich immer PR. Also ging es darum, wie man sich als Unternehmenssprecher in Krisensituationen verhält. Es war spannend, auch mal die "andere Seite" kennenzulernen und zu sehen, welche Strategien die PR-Menschen anwenden.
Mit Freude denken wir an die "deux pneus de Ralf" die bei irgendeinem Grand Prix geplatzt sind...und wir durften dann die "communication de crise" von Michelin analysieren. Von Zeit zu Zeit gab's für "nos amies allemandes" dann auch eine Kurzwiederholung; war eigentlich nicht nötig, aber wie gesagt: Als Ausländer einfach debil grinsen und nicken. Prüfung war dann ein Rollenspiel vor versammelter Mannschaft.

Fehlt nur noch "Economie internationale"
Ganz ehrlich: In den Vorlesungen haben wir NICHTS verstanden! Neun PowerPoint Präsentationen à 100 Seiten, zu 60 Prozent mit mathematischen Formeln, Schaubildern und Rechenbeispielen bestückt ("c'est très facile"), galt es dann für die zweistündige Klausur zu lernen! Was uns gerettet hat: Der Prof hat uns einen Fragenkatalog gegeben, Rémi hat uns die Antworten erklärt, dann wurde alles auswendig gelernt und am Tag der Prüfung einfach niedergeschrieben, denn: Er hat die selben Fragen gestellt! Hervorragend!

Ihr seht: Wir haben uns unseren Urlaub verdient! Denn halten wir fest: All das passierte auf Französisch, bekanntlich nicht die leichteste Sprache.

Und nun, ein Wort: ERHOLUNG!

Wir drücken euch, gros bisous...
...und bis bald!

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Relaxt und genießt das Leben! Habt ihr euch offensichtlich verdient!!!!